Ein Plädoyer für mehr Vertrauen in die Problemlöser unseres Vertrauens

Januar 2019

Über 400 Aufträge habe ich im Jahr 2018 bei meinen diversen Druckpartnern in Auftrag gegeben – angefangen von Visiten-, Gruß- und Einladungskarten, über kleinere und größere Flyer, dünnere und dickere Broschüren und Zeitschriften, bis hin zu diversen Bannern, RollUps und Messedisplays. Zusammen genommen wurden für diese Aufträge mehr als 30 Tonnen Papier und rund 500 Quadratmeter PVC-Folie verarbeitet, die hoffentlich ihren Empfänger erreicht oder Zweck erfüllt haben. Über zwölf Tausend T-Shirts habe ich 2018 im Auftrag meiner Kunden produzieren lassen – immer »fair trade« und wenn man dem Label glauben darf, auf Bio-Baumwolle.

Was soll ich sagen? Es war zu viel – zumindest grenzwertig! Dies nicht, weil die Arbeit nicht zu schaffen war. Mit den vielen guten und im Laufe der Jahre ausprobierten Partnern ist das Auftragsvolumen ein Klax. Und »Fehler« gab es trotz der vielen unterschiedlichen Anforderungen nur ganz wenige und dann auch nur bei erwartbaren Lieferproblemen angesichts der bis ins letzten ausgereizten oder wissentlich verstrichenen Deadlines. 

Fakt ist jedoch, dass das permanente Kämpfen gegen Termine, die von vornherein nicht zu schaffen sind, die meisten Nerven und die meiste Geduld gekostet hat. Vermutlich bin ich bei manchem meiner treuen Auftraggeber gar nicht als Texter oder Grafik-Designer gelistet, sondern als Notarzt, Feuerwehrmann oder einfach nur Problemlöser. Dafür stehe ich. Das macht mich sogar stolz. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass die meisten Probleme gar keine wären, wenn wir beizeiten über Ziele und Möglichkeiten sprechen würden und die dafür benötigten Kompetenzen und Kapazitäten rechtzeitig planen bzw. einkaufen würden. Stattdessen wird viel zu viel Zeit und Kraft damit vergeudet, dass Leute, die eigentlich anderes und besseres zu tun haben (in jedem Fall aber etwas, wovon sie mehr verstehen) versuchen, meine Arbeit und die meiner Kollegen, besser zu machen oder zu ersetzen. Das geht nicht nur zu Lasten der Qualität sondern kostet sehr viel Zeit! Zeit, die nötig wäre, um aus nur gewöhnlichen Produkten ganz besondere zu machen. Das hätten meine Kunden verdient.

Ich stelle mir den Busfahrer vor, dem die Fahrgäste (nur weil sie ja ihr Ticket bezahlt haben und damit Auftraggeber sind) permanent sagen, dass er vorne rechts abbiegen muss, dabei auf die rote Ampel, den Gegenverkehr und von hinten heranstürmende Fahrradfahrer achten muss. Oder den Klempner, den der Häuslebauer um drei Entwürfe für die Anbindung des neuen Wasserhahns bittet und zwar in pink, in 4,33 Zoll und einmal nicht in Kupfer … Selbst Ärzte fluchen immer häufiger über ihre best informierten Patienten, die ganz genau wissen, was ihnen fehlt und was sie erwarten, aber komischerweise nie, was sie für ihre Gesundheit hätten tun können. Es fehlt nicht mehr viel und die Patienten operieren sich selbst …

Aus diesem Grunde wünsche ich mir, dass 2019 anders wird. Dass wir mehr Vertrauen in die Qualifikation und Erfahrung des »Anderen« aufbringen und unseren teuren (!) »Dienstleistern«, jene Achtung und Wertschätzung entgegen bringen, die sie eigentlich »verdienen« damit sie uns bestmöglich »dienen« können. 
Ich bin überzeugt, dass wir so viel schneller und mit weniger Aufwand zu einem noch besseren Ergebnis kommen werden.